Jobkrise? Warum Ihr nächster Karriereschritt in einem Bild stecken könnte
Von Melanie Schumacher
Sie fühlen sich zunehmend gestresst im Job? Sie haben bereits viele Gespräche geführt, unterschiedliche Ratschläge gehört und verschiedene Lösungswege durchdacht – doch nichts hat wirklich etwas verändert? Vielleicht haben Sie sogar schon mit dem Gedanken gespielt, Ihren Job zu kündigen, obwohl Ihr Arbeitsplatz grundsätzlich attraktiv ist. Bevor Sie diesen Schritt gehen, sollten Sie eine alternative Herangehensweise in Betracht ziehen: die Arbeit mit Bildern. Lesen Sie dazu hier einen Fallbericht.
Coachingfall: Klient S. auf der Suche nach beruflicher Klarheit
Mein Klient S. hatte eine Teamleitungsposition bei einem renommierten Unternehmen – eigentlich seine Traumstelle. Doch seit einigen Monaten fühlte er sich zunehmend unwohl und gestresst. Seine Unzufriedenheit wuchs so stark, dass er nicht nur seine aktuelle Position, sondern sogar seine gesamte Berufswahl infrage stellte.
An diesem Punkt kontaktierte mich S. mit dem Wunsch nach einer Standortbestimmung. Er suchte Klarheit über die Ursachen seiner beruflichen Unzufriedenheit sowie Impulse für mögliche Lösungsstrategien.
Zu Beginn interessierte mich vor allem seine eigene Sicht auf die Situation und seine Erklärungsansätze. Schnell wurde deutlich, dass er häufig Verantwortung übernahm, dabei jedoch regelmäßig seine eigenen Grenzen vernachlässigte. Wir erarbeiteten verschiedene Ansätze zur Selbstfürsorge. Vieles hatte er bereits ausprobiert – mit mäßigem Erfolg. Eine klare Lösung schien zunächst nicht in Sicht.
An diesem Punkt schlug ich ihm ein Experiment vor: die Arbeit mit Bildern.
Die wissenschaftliche Grundlage: Warum arbeiten wir im Coaching mit Bildern?
Die kognitive Psychologie unterscheidet zwei grundlegende Systeme der Informationsverarbeitung: das explizite, bewusste Denken (Verstand) und das implizite, unbewusste Erfahrungswissen. Während der Verstand strukturiert, analytisch und sprachlich operiert, verarbeitet das Unbewusste Informationen auf einer intuitiven und emotionalen Ebene. Evolutionsbiologisch betrachtet ist das Unbewusste älter als der rationale Verstand und beeinflusst unser Handeln maßgeblich durch automatisierte Reaktionsmuster.
Da sich viele unserer Handlungsimpulse aus diesem unbewussten Erfahrungsschatz speisen, ist es essenziell, diesen Bereich in den Lösungsprozess einzubeziehen. Die Arbeit mit Bildern stellt eine effektive Möglichkeit dar, unbewusste Ressourcen zu aktivieren und neue Handlungsperspektiven zu erschließen. So können emotionale und gedankliche Prozesse tiefgehender angesprochen werden als durch rein sprachbasierte Interventionen. Dies erlaubt neue Impulse bei einer Vielzahl von Fragestellungen.
Motivierende Selbstfürsorge mit dem Wellenreiter
Mein Klient wählte spontan das Bild eines Wellenreiters für sein Thema: „Wie kann ich gut für mich sorgen?“ Sofort tauchten Erinnerungen an eine längere Auszeit in Neuseeland auf, die er zwischen zwei Jobs verbracht hatte. Als ich ihn bat, davon zu erzählen, lächelte er und schilderte begeistert das Wellenreiten, die Bewegung in der Natur und das Gefühl grenzenloser Freiheit. Dabei wurde ihm bewusst, wie sehr ihm diese Zeit in der freien Natur fehlte.
Gemeinsam entwickelten wir einen Plan, um seine Arbeitszeit zu reduzieren. Mit dem Bild des Wellenreiters vor Augen spürte er Zuversicht – er erkannte, dass sein Job ihm genau die Freiheit ermöglichen kann, die er damit verbindet. Sein Arbeitgeber stand einer Reduzierung der Arbeitszeit offen gegenüber, und auch finanziell blieb ihm genug Spielraum, um regelmäßig Zeit in der Natur zu verbringen.
Fazit: Mit Bildern neue berufliche Klarheit finden
Die Fallstudie zeigt, dass sich festgefahrene berufliche Situationen nicht immer allein durch logische Analyse lösen lassen. Vielmehr kann die gezielte Integration bildhafter Elemente neue Impulse freisetzen und einen tieferen Zugang zu individuellen Bedürfnissen eröffnen. Dadurch wird das Unbewusste angesprochen und ungenutzte Ressourcen können aktiviert werden.
Für alle, die trotz intensiver Reflexion keine zufriedenstellende Lösung finden, kann dieser Ansatz eine wertvolle Ergänzung sein. Fühlen Sie sich in Ihrer beruflichen Situation festgefahren? Dann könnte die Arbeit mit Bildern auch für Sie eine effektive Methode sein, um neue Perspektiven zu gewinnen und nachhaltige Veränderungen einzuleiten. Vielleicht wartet Ihre persönliche Erkenntnis in einem Bild auf Sie.
Hinweis: Die hier geschilderte Arbeit mit Bildern orientiert sich am Vorgehen des Zürcher Ressourcen Modells (ZRM®) nach Maja Storch.
Autoreninformation
Melanie Schumacher ist Diplom-Kauffrau, systemischer Coach, Karriereberaterin und ZRM®-Coach. Sie hat sich mit ihrem Beratungsunternehmen Karriere&Perspektiven auf berufliche Neuorientierung von erfahrenen Fach- und Führungskräften spezialisiert. Seit 2017 ist sie Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung e.V. und seit 2022 als stellvertretende Vorständin aktiv.