Transfer-Kompetenzen die uns jetzt und in Zukunft stärken
Von Viola Kraus
Corona hat unsere Arbeitswelt, insbesondere im unzureichend digitalisierten Deutschland, einmal kräftig durchgeschüttelt. Zwei Jahre später ist zwar einiges beim Alten geblieben, jedoch hat sich auch vieles verändert und die Frage …
… „Was hat sich oder wird sich mittelfristig mit unserer Arbeitskraft verändern?“ ist omnipräsent – auf individueller Kompetenzebene und allgemein im Tätigkeitsspektrum.
In diesem Artikel geben wir einen Einblick in die Transfer-Kompetenzen, die jetzt und auch mittelfristig in der Arbeitswelt zum Einsatz kommen. Dabei beziehen wir uns insbesondere auf die vier Anker, welche aus der positiven Psychologie abgeleitet und aktuell von Viola K. Kraus und ihrem Kollegen Oliver Barth in Beratungen mit Unternehmen aufgegriffen werden (www.dilproject.com).
- Management von Komplexität
- Emotionaler Status
- Flexibles „Mindset“
- Psychologische Kapazität
In einer sich stetig verändernden Arbeitswelt hilft es mehr denn je sich selbst treu zu bleiben, authentisch zu sein und sich darauf zu berufen, was man gut kann und welches Fachwissen und Erfahrungen man mit sich führt. Jeder von uns bietet hier individuelle Kompetenzen und Erfahrungspakete, welche am Arbeitsmarkt zum Einsatz kommen. Was wir jedoch alle gemein haben, ist, dass wir uns unserer „Transfer-Kompetenzen“ bewusst sein sollten, die egal in welchem Tätigkeitsbereich ihre Berechtigung finden und natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt sind.
Komplexität managen können – Kognitive Fähigkeiten sensibilisieren und optimieren, um den andauernden Datenfluss zu bewältigen
Die andauernde Flut an Informationen ist in vielen Arbeitsbereichen an der Tagesordnung und das durch verschiedenste Kanäle. Im Arbeitsalltag ist es überlebenswichtig, zu lernen diese Informationen zu filtern und den Fokus auf die relevanten Aspekte zu setzten. Neue Technologien und Strategien sollten in diesem Kontext erlernt und unterstützend angewendet werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist es zu erkennen, inwieweit Themen abgegeben und delegiert werden können, um Prioritäten setzten zu können und so die Komplexität der Aufgaben zu reduzieren.
Emotionaler Status Quo – Reflektion, Eigenverantwortung und Ressourcen ausfindig machen
Mehr denn je werden wir von unvorhergesehenen Ereignissen gebeutelt, geschüttelt oder manchmal auch nur angestupst. Hier wird das Innehalten wichtig, sich dabei beobachten wie man auf Ereignisse emotional reagiert (die Reflexion) und sich dann eigenverantwortlich darum kümmern, was man für das eigene psychische und physische Wohlbefinden braucht. Dabei steht auch das empathische Herantreten an Teams und KollegInnen im Fokus, um ggf. Unterstützung aufzeigen zu können. Angebote ausfindig machen, diese einfordern und auch nutzen, stärken uns langfristig auch wenn es mal wieder undurchsichtig, ungewiss und turbulent ist. Die Generation Z legt hierbei ganz besonders viel Wert auf Angebote durch die Arbeitgeber – 31% der Anfang Zwanzigjährigen erwartet von ihren Arbeitgebern „mental health support/benefits“ (Sharp Future of Work Report, 2021, https://www.sharp.eu/news-and-events/insights-hub/whitepapers-research-reports/future-of-work-research-report).
Flexibles „Mindset“ – anpassen und sich immer wieder neu ausrichten
Nicht nur Arbeitsstrukturen verändern sich, sondern auch Teams und Projektziele. Personelle und strukturelle Fluktuation unterliegen der agilen Arbeitsweise. Ein situatives Verhalten, das Heraustreten aus der Komfortzone und sich auf Neues einlassen ermöglichen neue Horizonte. Dabei ist es relevant mögliche Blockaden zu identifizieren, und den Weg für Veränderungen frei zu machen. „Neues wagen, das anscheinend Unmögliche in Betracht ziehen und sich überraschen lassen“ sind Türöffner für den Erfolg.
Psychologisches Kapital – Hoffnung, Resilienz, Optimismus und Effektivität
Insbesondere im Umbruch ist es ausschlaggebend den Kurs halten zu können sowie bei unvorhergesehenen Rückschlägen den Optimismus und die Hoffnung zu bewahren. Es zahlt sich nicht nur aus, Widrigkeiten zu überwinden und die eigene Widerstandsfähigkeit zu trainieren, sondern diese auch als Wachstumschance zu nutzen und damit effektiv mit den eigenen Ressourcen hauszuhalten. Die hier besprochenen vier Anker sind ein wichtiger Bestandteil der Transferkompetenz-Liste. Darüber hinaus gibt es weitere, welche gezielt das Arbeiten in einer globalen, digitalen und KI gestützten Arbeitswelt erleichtern:
- Virtuelle und Interkulturelle Kommunikation – für hybrides und globales Arbeiten in diversen Teams.
- Erfassen und Erstellen von Inhalten aus den neuen Medien – diese sind und werden noch mehr Teil unserer Arbeitswelt. Inhalte müssen nicht nur schnell und kritisch erfasst, sondern ebenso schnell und überzeugend erstellt werden.
- Interdisziplinäres Arbeiten – die eigene Arbeit für ein diverses Spektrum an Zuhörern und KollegInnen „übersetzen“ und anpassen können.
- Kritisches Denken, menschliche Kapazitäten ausschöpfen – fortschrittliche Technologien, KI Applikationen werden unsere Arbeitsweise mehr und mehr unterstützen, dabei wird die menschliche Eigenschaft des kritischen Denkens noch mehr Relevanz bekommen.
Autoreninformation
Viola Kraus ist Mitglied der DGfK (Deutsche Gesellschaft für Karriereberatung e.V.). Als Trainerin ist sie besonders im Bereich Bewerbertraining, Vorbereitung auf Assessment Center/Interviews und die Gestaltung des eigenen Karriereweges im Zuge von Arbeit 4.0 etabliert.