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Von Doris Brenner Immer wieder kommt im Rahmen der Karriereberatung die Frage auf, wann der perfekte Zeitpunkt für ein Baby sei. Am konkreten Beispiel von Franziska gehe daher auf dieses Thema näher ein: Franziska (27 Jahre): Ich werde Ende des Jahres mein Jurastudium mit dem zweiten juristischen Staatsexamen abschließen. Mein Partner und ich wollen dann auch heiraten und haben beide den Wunsch eine Familie zu gründen. Jetzt steht die Frage an, wann der beste Zeitpunkt für ein Kind ist, wenn wir beide Beruf und Familie verbinden möchten?
Liebe Franziska, schön, dass Sie und Ihr Partner grundsätzlich gemeinsame Vorstellungen im Hinblick auf Ihre weitere Lebensplanung haben. Ihre Frage nach dem perfekten Zeitpunkt für die Nachwuchsplanung zeigt, dass Sie eine möglichst gute Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familienleben erreichen möchten. Gleich vorweg: Den absolut perfekten Zeitpunkt für die Nachwuchsplanung gibt es meiner Meinung nach nicht. Doch lassen Sie uns die unterschiedlichen Aspekte etwas näher beleuchten: Wenn Sie Ende des Jahres Ihre juristische Ausbildung abschließen werden, gibt es gute Argumente, dass Sie sich dann im direkten Anschluss auf dem Arbeitsmarkt positionieren und erste Berufserfahrung sammeln. Sie haben viel Zeit und Energie in Ihre Qualifizierung investiert, da wird der Wunsch groß sein, damit nun auch etwas anzufangen und sich eine berufliche Basis zu schaffen. So gesehen kann es durchaus sinnvoll sein, zunächst ein bis zwei Jahre in Vollzeit beruflich einzusteigen. In Vollzeit deshalb, weil nach wie vor die meisten Stellen in Ihrem Bereich so ausgeschrieben werden. Sie haben damit die Chance, sich zu bewähren, sich ein Netzwerk aufzubauen und Berufserfahrung zu sammeln. Vor diesem Hintergrund ist es in der Regel einfacher, erst dann ein Kind zu bekommen und entweder zunächst in Elternzeit zu gehen oder auch ggfs.in Teilzeit zu arbeiten, wenn Sie das möchten. Denn die Bereitschaft eines Arbeitgebers flexible und über die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinaus gehende Lösungen und Arbeitsmodelle zu finden, steigt deutlich, wenn er mit Ihnen zufrieden ist und Sie halten möchte. Seien Sie sich jedoch auch der möglichen Entwicklung bewusst, dass „wenn es gerade so gut läuft im Job“ und Sie Spaß an Ihrer Arbeit gefunden haben, die Familienplanung immer weiter hinaus geschoben werden könnte. „Wir haben ja noch Zeit, jetzt wollen wir uns erstmal was aufbauen…“. Ja, Sie wären nach aktuellen Standards noch jung mit 29 als Erstgebärende der Durchschnitt liegt heute in Deutschland bei 30 Jahren. Doch der Wunsch ein Kind zu bekommen und die tatsächliche Umsetzung sind durchaus zwei Paar Stiefel. So kennen ich viele Paare, bei denen es dann eine ganze Weile dauert, bis sich der Kinderwunsch realisieren lässt, was dann wieder mit Stress verbunden sein kann. Bisher sind wir nur auf Ihre Situation eingegangen. Doch wie sieht es denn bei Ihrem Partner aus? Haben Sie schon konkret darüber gesprochen, wie er sich die praktische Umsetzung der Familienplanung vorstellt? Ist er schon länger im Job und beabsichtigt er Elternzeit in Anspruch zu nehmen oder auch in Teilzeit zu arbeiten? Dies könnte eine gute Alternative sein, damit Sie sich stärker auf Ihren Berufseinstieg konzentrieren können. Denn nur ein paar Monate zu arbeiten und dann direkt in Elternzeit zu gehen, ist sicherlich ein nicht so einfacher Berufsstart für Sie. Und unterschätzen Sie nicht, dass es bei dieser Variante parallel zwei große Veränderungen in Ihrem Leben zu bewältigen gilt: Den Berufseinstieg und die neue Situation als Mutter. Ich denke bei Ihnen als Juristin muss ich nicht näher darauf eingehen, dass Sie, sofern Sie mit einem befristeten Arbeitsvertrag starten und dann schwanger werden, der Vertrag ganz normal ausläuft. Sie haben also nicht die in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis bestehenden umfangreichen Regelungen im Hinblick auf bezahlte Schutzfristen und eine garantierte Weiterbeschäftigung. Darüber hinaus kann es mögliche finanzielle Nachteile beim Mutterschaftsgeld geben. Daher ist der Berufseinstieg mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag durchaus relevant für Ihre Absicherung. Der aus beruflicher Sicht sicherlich schwierigste Start stellt sich ohne Berufserfahrung und einer mehrjährigen Pause im Anschluss an den Studienabschluss bzw. das Referendariat dar. Doch nicht immer lässt sich alles planen und viele Zufälle bestimmen unseren Weg. Vielleicht kommen Sie über die Krabbelgruppe mit einer Mutter ins Gespräch, die Ihnen die Tür bei ihrem Arbeitgeber öffnen kann, weil dort gerade eine Juristin gesucht wird? Oder Ihr ehrenamtliches Engagement führt zu einer Joboption. Darauf kann ich doch nicht bauen, werden Sie jetzt sagen. Ja, das stimmt, doch ich habe schon so viele Fälle erlebt, wo sich interessante Konstellationen ergeben haben, wenn man offen dafür ist und Chancen beim Schopf packt. Wenn wir hier über unterschiedliche Optionen und damit verbundene berufliche Aspekte sprechen, sollten wir nicht vergessen, dass der Wunsch nach einem Kind nicht primär unter diesen Gesichtspunkten betrachtet werden kann. Wenn Sie und Ihr Partner jetzt einen starken Kinderwunsch verspüren und Sie beide bereit sind, diese neue Lebensphase umzusetzen, werden Sie Ihren persönlichen Weg finden. Voraussetzung ist, dass Sie offen mit den anstehenden Themen umgehen und die Entscheidungen gemeinsam und partnerschaftlich getroffen werden. Eine gewisse Leichtigkeit und Zuversicht können hier durchaus angebracht sein. Viele Paare haben Kinder zu einem auf den ersten Blick denkbar unpassenden Zeitpunkt bekommen und fanden dann ganz unkonventionelle Lösungen, die für sie passten. Also, reden Sie mit Ihrem Partner offen über all die angesprochenen Punkte und wählen Sie dann gemeinsam einen Weg mit Herz und Verstand. Ich wünsche Ihnen beruflich wie privat alles Gute.

Autoreninformation

Doris Brenner ist Initiatorin und Gründungsvorstand der DGfK Deutsche Gesellschaft für Karriereberatung e.V. Sie arbeitet als Karriereberaterin, Personalentwicklerin und Coach und ist ferner an zahlriechen Universitäten und Forschungseinrichtungen tätig, um Absolvierende und Post Graduates beim Einstieg in die Berufswelt zu begleiten. Sie schreibt regelmäßig in der Karriere-Kolumne bei spiegel.de