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Von Tanja Rothfeld

Eine meiner wertvollsten Erfahrungen als Karriereberaterin ist die Einbindung von Experten in den Beratungsprozess. Diese Form der Beratungserweiterung wurde mir seinerzeit selbst von einem hochgeschätzten Beraterkollegen empfohlen.

Bei den Experten handelt es sich um Menschen, die entweder eine Position innehaben, die für meine Klienten von Interesse ist, oder in einer Branche tätig sind, die wir vorab als mögliche Zielbranche für den Klienten definiert haben. Doch auch Personalberater, Netzwerkexperten oder Profis für digitale Präsenz zählen dazu – sie helfen meinen Klienten zum Beispiel, ihren Social-Media-Auftritt zu optimieren und diesen präzise auf ihre Ziele abzustimmen.

Die Organisation der Expertengespräche übernehme ich für meine Klienten und habe festgestellt, dass es sich bewährt, den Experten ihr Invest an Zeit auch finanziell zu honorieren. Hierfür geben wir das Honorar einer Beratungsstunde an den Experten weiter. Dies stellt sicher, dass Klienten das Gespräch ohne das Gefühl führen können, ihrerseits eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Dieser Ansatz bringt frischen Wind in den Beratungsprozess: Klienten erhalten Bestätigung für bisherige Erkenntnisse und Vorgehensweisen, bekommen tagesaktuelle und persönliche Einblicke und Einschätzungen. Darüber hinaus erhalten sie vertrauensvolle und zum Teil kritische Hinweise, die wir in der Beratung umsetzen können und die wertvolle neue Perspektiven eröffnen.

Ich weiß, dass manche Kollegen in der Karriereberatung Bedenken haben, externe Expertise einzubinden, da es den Eindruck erwecken könnte, der Berater allein decke die Beratung nicht vollständig ab. Aus meiner Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass gerade der gezielte Einsatz von Experten den Mehrwert für Klienten erhöht und den Beratungsprozess nachhaltig bereichert. Klienten schätzen diese gezielte Kompetenzverteilung und sehen darin eher ein Zeichen von Professionalität als von Unvollständigkeit.

Nach solchen Gesprächen kehren Klienten oft mit einer Fülle von frischen Ideen, einer konkreten To-Do-Liste, weiterführenden Kontakten und mehr Sicherheit in ihrer Argumentation in die Beratung zurück. Für mich als Beraterin ist dies ein zusätzlicher Gewinn: Häufig sprechen Experten Empfehlungen für mich aus oder weisen auf interessante Vakanzen hin, die für meine Klienten wertvoll sein könnten.

Wichtig ist dabei, die Expertengespräche von Anfang an ergebnisoffen zu gestalten und frei von der Erwartung, dass dadurch unmittelbar ein Job gefunden wird. Es ist hilfreich, mit den Klienten eine entsprechende Frageliste vorzubereiten und das Gespräch vorab auf 45 Minuten zu begrenzen.

Die Gespräche finden idealerweise in der Sondierungsphase statt, wenn das Leistungsangebot bereits klar ist, die Marktstrategie jedoch noch nicht vollständig steht und die Zielbranchen und -unternehmen noch nicht vollständig festgelegt sind.

 Die Einbindung von Experten in die Beratung eröffnet neue Perspektiven, bringt inspirierende Impulse und schafft einen Mehrwert für alle Beteiligten – eine Bereicherung, die ich jeder Kollegin und jedem Kollegen empfehlen kann.

Autoreninformation

Tanja Rothfeld ist Karriereberaterin und Coach bei den KarriereRebellen und seit 2022 Mitglied des DGfK.