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Es braucht Ohnmachtskompetenz um in der Unordentlichkeit der Welt handlungsfähig zu bleiben

Von Brigitte Scheidt

Haben Sie auch das Gefühl, früher war die Welt einfacher, es wird immer komplizierter und komplexer? Wenn Sie das bejahen, haben Sie vermutlich recht. Krisen, Kriege, Katastrophen, Klima, KI – Fluch oder Segen – der gesellschaftliche Zusammenhalt wird weniger, autoritäres Denken nimmt zu, der Planungshorizont in Wirtschaft und Politik wird zwangsläufig kürzer. Das Gefühl von Unsicherheit macht sich breit. „Ich kann es nicht mehr hören, ich mag die Nachrichten nur noch portionsweise aufnehmen.“, sagen uns Klienten. „Change is always a mess“ und Veränderungen sind immer auch anstrengend. Das war schon immer so. Jetzt verlaufen die Prozesse aber disruptiv, plötzlich und wenig kalkulierbar. Sprachen wir vor wenigen Jahren noch von der VUCA-Welt (volatility, uncertainty, complexity und ambiguity), so kennzeichnet das englische Akronym BANI die Veränderung hin zu einer Welt, die durch Brüchigkeit, Angst, Nicht-Linearität und Unbegreiflichkeit gekennzeichnet ist. Dies macht etwas mit uns Menschen.

Sich verunsichert bis ohnmächtig zu fühlen, führt zu mangelnder innerer und auch äußerer Stabilität. Die innere Orientierung ist verloren gegangen und damit auch projektive Zugehörigkeiten. Gerade Corona oder auch der Brexit haben gezeigt, wie schnell Zusammengehörigkeit zerbrechen kann, wenn die Grundkonfluenz nicht mehr gegeben ist, in Hinsicht auf gemeinsame Vorstellungen und Verbindlichkeiten.

Wir wissen in vielem nicht (mehr) Bescheid, Orientierung fehlt. Es gibt weniger, worauf wir uns (noch) verlassen können. Selbstverständlichkeiten werden in Frage gestellt, Berufe und Kenntnisse verlieren in kurzer Zeit ihre Bedeutung. So kommt beispielsweise eine DIW-Studie (DIW Newsletter 28.08.2024) nach Auswertung von über einer Million ausgeschriebener Aufträge für Freiberufler*innen auf Online-Plattformen zum Ergebnis, dass die Nachfrage nach digitalen, automatisierungsanfälligen Aufträgen im Durchschnitt acht Monate nach Einführung von ChatGPT um ein Fünftel zurückgegangen ist. Diese Umwälzungen betreffen natürlich nicht nur Freiberufler, sondern analog auch qualifizierte Angestellte. Auch in den Betrieben schreiten die großen Transformationen voran – nur welche ist jeweils die Richtige?

Im Rahmen dieses Karrierespots kann das Thema nur angerissen werden und es geht auch nicht darum, Katastrophendenken heraufzubeschwören, sondern Anregungen zu geben: Wie geht man mit und in Situationen um, die durch Unschärfe und Nichtwissen gekennzeichnet sind?

Was passiert mit uns?

Unsere eigenen gängigen Erwartungen an Planung und Vorhersehbarkeit, unser bisheriger Umgang mit Problemen greifen immer weniger – und das gilt für alle (Hierarchie-) Ebenen, denn die alten Antworten und Methoden sind angesichts der Herausforderungen in Frage gestellt. Dies ist u.a. auch kränkend, weil erworbenes Wissen und vertiefte Fähigkeiten durch die neuen Anforderungen entwertet werden. Selbstbilder werden stark angekratzt, ich wusste und musste immer Bescheid wissen und nun stehe ich ratlos herum. Niemand weiß, wie die Welt in zwei oder fünf Jahren sein wird, wirtschaftlich, geopolitisch, politisch und sozial. Und dies alles wirkt verunsichernd bzw. macht hilflos – und wie wir alle wissen, gehen Menschen mit Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühlen sehr unterschiedlich um.

Unsere Welt ist ungeübt in der Ohnmachtskompetenz.

Es gilt zu lernen, mit der eigenen Verunsicherung und den damit einhergehenden Gefühlen positiv umzugehen, um unter Berücksichtigung der Besonderheit der einzelnen Person handlungsfähig zu bleiben oder zu werden. Wir müssen dazu Ohnmachtskompetenz entwickeln. Wenn es die neue Normalität ist, dass wir einfach nicht Bescheid wissen können und dass beispielsweise langfristige Planung und auch manche Prozesse schnell wieder hinfällig werden, dann ist Ohnmachtskompetenz meines Erachtens ein vielversprechender Weg, um wieder Selbstwirksamkeit zu spüren. Dafür gibt es verschiedene Schritte, die ich hier kurz skizziere.

Mustererkennung

Um Ohnmachtskompetenz bewusst zu gewinnen hilft es, sich mit den eigenen Mustern auseinanderzusetzen. Ich kann nur etwas ändern, dessen ich gewahr bin.

Es hilft, schon mal das Klagen, dass es so ist wie es ist, einzustellen bzw. zu begrenzen. Dinge sind im Fluss und ändern sich schnell. Der Wunsch nach Routinen und klaren Prozessen ist verständlich aber für diese sich schnell ändernde Welt nicht passend. Daher, was kann man tun, um sich in dieser unordentlichen Welt so zu verhalten, dass es einem gut geht und man agieren kann?

Am Anfang hilft wie immer eine Bestandsanalyse:

Dazu kann man untersuchen, wie gehe ich mit meinen Unsicherheits- bzw. Ohnmachtsgefühlen um. Also, was mache ich üblicherweise wie per Autopilot, wenn ich nicht weiterweiß?

Neige ich dazu, etwas zu machen, um wieder Selbstwirksamkeit zu gewinnen? Vermeide ich? Werde ich aggressiv? Trinke ich mich zu? Tanze ich die Nächte durch? Informiere ich mich, denken Sie an den Corona-Podcast von Drosten? Suche ich Menschen, mit denen ich klagen kann? Suche ich Rat bei anderen? Feiere ich, denn es kann immer mal das letzte Fest sein? Usw.!

Menschen haben, bewusst oder unbewusst, unterschiedliche Strategien, um Ohnmachtsgefühle zu reduzieren oder nicht zu spüren. Im Hintergrund kann man meist weitere Gefühle wie Scham, Ärger, Enttäuschung über sich oder/und die anderen entdecken.

Auf das agile Mindset kommt es an

Mehr Wissen über Situationen hilft in der Regel, doch es kommt besonders auf das Mindset der Handelnden an und damit auf die Person. Neben der Identifizierung der eigenen Muster gilt es, sich den eigenen (negativen) Gefühlen zu stellen. Das könnte z.B. heißen: Ja, auch ich als Entscheider:in habe Angst und ich fühle mich schlecht, weil ich keine Antwort weiß. Es ist zentral, die eigenen Gefühle zuzulassen und anzunehmen, und auch „gnädig“ und geduldig mit sich zu sein.

Wenn Sie sich mit dem Thema Ohnmachtskompetenz vertiefter auseinandersetzen wollen, dann sind Sie als Person direkt gefragt. Uns bleibt nur, eine eigene Orientierung zu entwickeln, um mit Nichtwissen und Unschärfen in dieser BANI-Welt umzugehen. Es geht nicht darum, es „richtig“ zu tun, sondern das – nach den eigenen Kriterien – Richtige und immer wieder auf Sicht zu fahren. So sind wir in der Lage, unter Unsicherheit zu entscheiden und gegenüber Dritten und uns selbst dazu zu stehen.

Sich zu kennen und die eigenen Annahmen zu hinterfragen, immer wieder reflexive Schleifen ins Handeln einzubauen, sind dafür Voraussetzungen. So bildet sich nach und nach ein agiles Mindset aus, das es ermöglicht, flexibel und situativ auf sich ständig verändernde Gegebenheiten zu reagieren.

Erste hilfreiche Fragen, um das Augenmerk auf sich selbst zu richten, können für den Anfang sein:

  •  Wie treffe ich meine Entscheidung?
  •  Was sind meine Kriterien und wodurch und durch wen sind sie bestimmt?
  •  Was sind meine handlungsanleitenden Werte?
  •  Sind es wirklich meine eigenen Werte?

 Wie kann ich meine Muster verändern

Um Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit zu erreichen, ist es in Zeiten von Orientierungslosigkeit hilfreich, wie schon angerissen, bei sich anzufangen. Fragen Sie sich: Was tut mir gut? Wirklich gut!

Nachdem Sie Ihre Muster identifiziert haben, stellt sich die Herausforderung: Also was könnte ich an meinem Verhalten ablegen, verändern, an neuen Verhaltensweisen riskieren?

Dazu ist es meist hilfreich sich umzutun und zu schauen, wie gehen andere mit ihrem Nichtwissen, mit Unschärfen um. Was könnte ich gut gebrauchen, mir abgucken, zum Vorbild nehmen?

Neben ggf. der Einführung von Entspannungstechniken und der Vertiefung von Selbstberuhigungsfähigkeiten, könnten Sie entdecken, dass Andere ganz bewusst die eigenen Annahmen hinterfragen. Manche stellen sich immer wieder die Frage, wie kann ich etwas auch sehen (Perspektivwechsel). Andere denken Dinge gegen den Strich, manch einer baut auf Schwarmintelligenz, teilt Probleme mit anderen. Es gibt viele weitere Strategien im Umgang mit sich in der BANI-Welt. Entdecken Sie, was Sie unterstützt. Fangen Sie mit ein oder zwei Aspekten an, die Sie ansprechen. Bedenken Sie: Neues zu integrieren braucht Zeit. Machen Sie Ihre Erfahrungen, werten Sie diese aus, gönnen Sie sich, (sich) auszuprobieren. Was dann trägt, gilt es durch Wiederholungen zu verfestigen.

Autoreninformation

Die Diplompsychologin und Psychologische Psychotherapeutin Brigitte Scheidt ist langjähriges Mitglied der DGfK e.V. Sie berät Menschen bei beruflicher Neu- und Umorientierung.

Buch „25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer

Von Doris Brenner

Als Karriereberaterin erlebe ich viele Kunden, die auf der Suche nach einem sinnhaften Leben sind, in dem auch die Arbeit einen harmonischen Bestandteil darstellt.
Daher empfehle ich gerne 25 letzte Sommer von Stephan Schäfer als leichte Sommerlektüre mit Tiefgang – für alle, die sich genussvolle Impulse für ihre persönliche Balance wünschen.

>> Sommerzeit, Urlaubszeit, da greift man doch gerne auch mal zu einem Buch, das nicht im klassischen Sinne Fachliteratur ist. Und doch hat Stephan Schäfer mit „25 letzte Sommer“ mehr geschrieben als ein Buch das Zerstreuung bringt. Stephan Schäfers „25 letzte Sommer“ ist ein fesselndes und tiefgründiges Werk, das den Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. In unserer Welt, die oft von Hektik und Stress geprägt ist, bietet dieses Buch eine willkommene Gelegenheit zur Reflexion und Selbstfindung.

Die Erzählung dreht sich um die Suche nach persönlicher Balance und dem Streben nach einem erfüllten Leben. Am Küchentisch eines alten Bauernhauses kommen Max, ein von vielen beruflichen Sachzwängen Getriebener und Karl, der Tag für Tag Kartoffeln sortiert ins Gespräch und teilen ihre Lebensgeschichten miteinander. Schäfer gelingt es meisterhaft, die inneren Konflikte seiner Protagonisten darzustellen, während sie sich mit den Herausforderungen des Lebens auseinandersetzen. Die Geschichte ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich und inspirierend. Sie lädt dazu ein, über die eigenen Prioritäten nachzudenken und die eigene Lebensweise zu hinterfragen.

Besonders hervorzuheben ist der einfühlsame Schreibstil des Autors. Seine bildhaften Beschreibungen und emotionalen Einblicke schaffen eine Verbindung zwischen den Charakteren und dem Leser und man erkennt sich in einigen der dargestellten Herausforderungen wieder.

Für Menschen, die auf der Suche nach ihrer persönlichen Balance sind, bietet „25 letzte Sommer“ wertvolle Anregungen und Denkanstöße. Das Buch ermutigt dazu, innezuhalten, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und aktiv an der Gestaltung des eigenen Lebens zu arbeiten. Es ist ein Leitfaden für alle, die lernen möchten, wie man im hektischen Alltag Momente der Ruhe findet und das Wesentliche im Leben schätzt.

Insgesamt ist „25 letzte Sommer“ ein bereicherndes Leseerlebnis, das sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Daher ist es auch eine wertvolle Lektüre für Karriereberater zum Selbstlesen und zur Weiterempfehlung an ihre Beratungskunden. Denn es öffnet die Gedanken, um aus der Routine auszubrechen und über Alternativen nachzudenken.

Autoreninformation

von Doris Brenner, Initiatorin und Gründungsvorstand der DGfK, arbeitet als Karriereberaterin, Personalentwicklerin und Coach.
www.karriereabc.de

Karriere und Work-Life Balance

Von Hans-Georg Willmann

Laut aktuellen Umfragen (Gallup 2023) wünschen sich besonders jüngere Menschen kürzere Arbeitszeiten und mehr Freizeit und damit eine bessere Work-Life Balance bei gleichzeitig verantwortungsvoller Position und höherem Gehalt, also einer Karriere. Doch ist Karriere und Work-Life-Balance überhaupt möglich – und wenn ja, wie?

(1) Begriffsklärung

Was ist Karriere? Was verstehen man unter Work-Life Balance? Der Versuch einer Begriffsklärung.

Karriere: Umgangssprachlich bezeichnet der Begriff einen beruflichen Aufstieg, einen Weg nach oben, und wird häufig verbunden mit Veränderung der Qualifikation und Dienststellung sowie einem wirtschaftlichen und / oder sozialen Aufstieg. Karriere bedeutet jedoch nicht zwingend einen Aufstieg. Im Wortsinn versteht man unter Karriere die persönliche Laufbahn eines Menschen in seinem Berufsleben und damit jede Stellenfolge einer Person bei einem oder mehreren, aufeinanderfolgenden Arbeitgebern.

Work-Life Balance: Umgangssprachlich bezeichnet der Begriff einen Zustand, in dem eine Person die Anforderungen des Arbeitslebens mit denen des Privatlebens in ein gesundes Gleichgewicht bringt. Als Maßeinheit für das Gleichgewicht wird häufig die Zeit gewählt: Die Zeit, die wir für unsere Arbeit einsetzen vs. die Zeit, die uns für unser Privatleben zur Verfügung steht. Zur Aufrechterhaltung einer Work-Life Balance spielen Aspekte wie flexible Arbeitszeit und Homeoffice, Autonomie und Sinnerleben eine zunehmend wichtige Rolle.

Tipp: Die Begriffe Karriere und Work-Life Balance sind nur schwer allgemeingültig zu fassen. Jeder Übergang von einer Stelle zu einer anderen, gleichgültig, ob es sich dabei um einen Einstieg, Umstieg, Quereinstieg oder Aufstieg handelt, stellt individuell einen Karriereschritt dar. Gleichgültig, wie hoch die Belastung am Arbeitsplatz, z.B. bezogen auf Zeiteinsatz, Anzahl der zu treffenden Entscheidungen, mögliche Konsequenzen einer Entscheidung, Verantwortungsvolumen für Personal oder Finanzen, Komplexität von Aufgabenstellungen, etc. sein mögen, solange die individuelle Belastungssteuerung funktioniert und ein persönliches Sinnerleben vorhanden ist, ist eine Work-Life Balance auch bei hoher Belastung möglich.

(2) Persönliche Standort-Ziel Klärung

Ein entspannter Job und ein ausgeglichenes Privatleben zwischen Freunden, Hobbys, Sport und Entspannung – rund 61 Prozent der jüngeren Menschen sagen, dass sie keinen Job annehmen würden, der keine ausgewogene Work-Life Balance bietet. Ebenso versprechen viele Arbeitgeber im Zuge des Employer Branding in ihren Stellenanzeigen die Aussicht auf eine gute Work-Life Balance. Doch wer ist eigentlich für die Work-Life Balance verantwortlich? Brücken bauen: Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer stehen in der Verantwortung, wenn es darum geht, Arbeit und Privatleben auszubalancieren.

 

Arbeitgeber Maßnahmen

Arbeitnehmer Maßnahmen

Flexible Arbeitszeiten

Standort-Ziel Klärung (Was will und kann ich?)

Teilzeitarbeitsmodelle

Klare Tages-, Wochen und Lebensziele setzen

Mobiles Arbeiten (Homeoffice, remote work, …)

Selbst- und Zeitmanagement

Zuschüsse zu Kitas, Betriebskindergarten, …

Ausgleich suchen (Sport, Hobbys, Freunde, …)

Führung, die auf Vertrauen beruht

Selbstverantwortung und -führung übernehmen

Organisation der Arbeit(-sabläufe)

Einen passenden Arbeitgeber wählen

Vereinbarungen zur Erreichbarkeit treffen

Eine passende Arbeitsstelle wählen

Tipp: Work-Life Balance ist kein vollkommener, für immer erreichter Zustand des Gleichgewichts. Über die verschiedenen Lebensphasen und Stationen in unserer Karriere hinweg ist es unmöglich, dass beide Bereiche – Leben und Arbeit – gleich stark verteilt sind oder täglich gleich viel Aufmerksamkeit erhalten. Viel hilfreicher ist es, nach einer ganzheitlichen Lebensbalance zu streben, indem wir die Verteilung unserer Zeit und Energie individuell und bewusst nach unseren Wünschen und Zielen gestalten.

(3) Aus dem Gleichgewicht

Es ist vollkommen normal, im Laufe seines Berufslebens mehr oder weniger häufig aus dem Work-Life Gleichgewicht bzw. der Lebensbalance zu geraten. Nimmt jedoch das Gefühl überhand, dass das Leben nur noch aus Arbeit besteht, ist es Zeit aktiv zu werden. Ein Self-Check-in hilft dabei, Stellschrauben zu erkennen, an denen man drehen kann. Hier ist eine Checkliste mit einfachen Fragen dafür: 

Checkliste Lebensbalance

 

1.     Wie viele Überstunden mache ich pro Woche?

 

2.     Wie oft halte ich pro Woche den Feierabend nicht ein?

 

3.     Wie viel Zeit nehme ich mir wöchentlich für meine Familie / Freunde?

 

4.     Wie oft bewege ich mich pro Woche?

 

5.     Was sind meine größten Zeitfresser in der Arbeit und auch privat?

 

6.     Wie groß ist aktuell mein empfundener Leistungsdruck?

 

7.     Was macht meine Arbeit sinnvoll für mich?

 

8.     Wie groß ist aktuell mein empfundener Jobfrust?

 

9.     Wofür wünsche ich mir mehr Zeit und Energie?

 

10.   Wenn ich könnte, wie ich wollte, dann würde ich …

 

Bestätigt der Self-Check-in das Gefühl, dass die Arbeit überhandnimmt, stehen Veränderungen im aktuellen Job oder vielleicht auch ein Jobwechsel an.

Tipp: Regelmäßig zu prüfen, wie es um die eigene Lebensbalance steht ist hilfreich, um nicht zu lange in einer eventuellen Schieflage zu verharren.

Fazit

Karriere ist nicht nur ein beruflicher Aufstieg und Work-Life Balance ist kein statisches Gleichgewicht. Manche Stationen im Berufsleben erfordern mehr Zeit- und Energieeinsatz als andere. Eine regelmäßige persönliche Standort-Ziel Klärung, wozu auch das Hinterfragen des Jobs zählt, hilft zu erkennen, wenn die Lebensbalance nicht mehr stimmt. Dann ist es Zeit aktiv zu werden und entweder im aktuellen Job etwas zu verändern oder den Job zu wechseln. So werden Karriere und Work-Life Balance möglich.

Hinweis: Der Karrierespot kann hier als pdf heruntergeladen werden, damit die Checkliste für Sie zu bearbeiten ist. 

Autoreninformation

Der Diplom-Psychologe Hans-Georg Willmann ist zertifizierter Coach (Berufsverband Deutscher Psychologen) und Mitglied der DGfK e.V.. Er berät Menschen in beruflichen Veränderungssituationen und Krisen weltweit, schreibt Bücher und lebt seit 2016 in Australien.

Arbeitszufriedenheit ist machbar

Arbeitszufriedenheit ist machbar

Von Hans-Georg Willmann

Laut aktuellen Studien herrscht in vielen Büros und Werkhallen deutscher Unternehmen eine große Unzufriedenheit bei den Beschäftigten (vgl. z.B. Gallup Engagement Index 2023). Viele Mitarbeiter*innen haben das Gefühl, sich in ihrem Job nicht richtig einbringen zu können, zu wenig Anerkennung zu erhalten oder zu viel Zeit am Arbeitsplatz zu verbringen. Dieser Beitrag zeigt auf, wodurch Arbeitszufriedenheit zustande kommt und was jeder Einzelne selbst dafür machen kann, um im Job langfristig zufrieden zu bleiben.

1. Unterscheiden zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die Frage danach, wie zufrieden wir im Job sind, ist die Frage danach, wie gut unsere Wünsche (Bedürfnisse und Erwartungen) und die Wirklichkeit (Job-Realität) zusammenpassen. Ein Gefühl der Zufriedenheit stellt sich erfahrungsgemäß ein, wenn Bedürfnisse und Erwartungen (Ansprüche) erfüllt sind. Im Job vergleichen wir unsere Ansprüche an die Arbeitssituation bewusst oder unbewusst immerfort mit der Realität, also der tatsächlich wahrgenommenen Arbeitssituation. Und wir haben, wie jeder Mensch, ein feines Gespür dafür, ob wir uns dies- oder jenseits der Zufriedenheitsgrenze befinden. Liegen unsere Ansprüche höher, als sich diese in der Realität erfüllen lassen, sind wir unzufrieden.

Zwei Beispiele:

Sie erwarten mehr Gehalt. Ihr Chef sagt, dass eine Gehaltserhöhung nicht möglich ist. Anspruch und Realität fallen auseinander. Sie sind unzufrieden. Sie haben das Bedürfnis nach mehr Anerkennung. Ihr Chef lobt Sie nicht. Anspruch und Realität fallen auseinander. Sie sind unzufrieden. Zufriedenheit ist ein flüchtiger Zustand, weil sich unsere Ansprüche und die Realität im Laufe der Zeit verändern. Wir bewegen uns im (Arbeits-)Leben unaufhörlich zwischen Phasen der Zufriedenheit und Phasen der Unzufriedenheit wellenförmig auf und ab.

Mal sind wir unzufrieden, weil unsere Ansprüche höher sind als tatsächlich realisierbar. Ein andermal sind wir zufrieden, weil unsere Ansprüche und die Realität ganz gut zusammenpassen. Das ist das ganz normale Auf und Ab im Leben. Eine momentane Unzufriedenheit kann ein produktiver Zustand und die Triebfeder für eine positive Veränderung unserer Job-Realität sein. Vielleicht surfen wir sogar auf einer aufsteigenden Zufriedenheitswelle und entwickeln uns weiter.

Wenn wir jedoch keine Möglichkeit sehen, auf Dauer an der Arbeitssituation, die uns unzufrieden macht, etwas zu ändern oder unsere Ansprüche anzupassen werden wir chronisch unzufrieden und oftmals krank. Denn ein andauerndes Ungleichgewicht zwischen den eigenen Ansprüchen und der wahrgenommenen Realität ist für uns Menschen nur sehr schwer zu ertragen.

Tipp: Notieren Sie gleich einmal einige Stichworte dazu, was Sie heute in der Arbeit zufrieden gemacht hat und womit Sie unzufrieden sind. Machen Sie den Realitätscheck anhand harter und weicher Job-Faktoren, wie zum Beispiel: Gehalt, Arbeitszeit, Arbeitsort, Arbeitsmittel, Arbeitsplatzsicherheit, Identifikation mit dem Unternehmen, Sinnhaftigkeit der Aufgaben, Möglichkeit Ihre Fähigkeiten einzusetzen, Entwicklungsmöglichkeiten, Autonomie, Anerkennung, Wertschätzung und Umgang miteinander.

2. Möglichkeiten aktiv nutzen

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen die Möglichkeiten, die wir haben, um im Job zufriedener zu werden. Bevor wir Missstände in der Arbeit resigniert aushalten oder unseren Job frustriert hinschmeißen, lohnt es sich darüber nachzudenken, welche anderen Optionen uns offenstehen, um zufriedener zu werden. Zunächst hilft ein Blick auf unseren Realitätscheck. Wie weit liegen Wünsche (Ansprüche) und Wirklichkeit (Job-Realität) aktuell auseinander? Wenn die Ansprüche nicht zur Job-Realität passen, gibt es generell zwei Richtungen, in die wir gehen können: Unsere Ansprüche ändern oder an der Job-Situation etwas ändern.

a) Mit dem Chef reden (und/oder mit den Kolleg*innen reden) und gemeinsam besser passende Lösungen für die Problembereiche finden, die nicht zu den Ansprüchen passen. Auf diesem Weg halten wir unsere Ansprüche aufrecht und suchen eine konstruktive Lösung im aktuellen Job.

b) Sich einen neuen Job suchen, der unsere Bedürfnisse und Erwartungen besser erfüllen kann. Auch hierbei halten wir unsere Ansprüche aufrecht und suchen eine konstruktive Lösung außerhalb des aktuellen Jobs.

Wenn die äußeren Umstände (die Job-Realität) im Augenblick nicht so zu verändern sind, dass sie uns passend erscheinen, können wir immer noch unsere Ansprüche anpassen.

c) Sich die Dinge schönreden und dazu übergehen, die Arbeit zum Beispiel doch irgendwie interessant, die Kollegen nett und den Chef akzeptabel zu finden. Dabei halten wir unsere Ansprüche aufrecht, verändern jedoch unsere Wahrnehmung der Arbeitssituation. Das nennt man Pseudozufriedenheit – und auch das kann vorübergehend sinnvoll sein.

d) Die Ansprüche anpassen, die Arbeitssituation akzeptieren und erkennen, dass man zu viel erwartet hat. Hier senken wir unsere Ansprüche, was vorübergehend entlastet, auf Dauer jedoch zu Resignation führen kann.

Viele Mitarbeiter*innen haben Angst davor, mit dem Chef zu sprechen oder sich einen neuen Job zu suchen. Manchmal hat man einfach nicht die Kraft, um sich auf das Gespräch mit seinem Chef einzulassen oder gar einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Manchmal braucht man seine ganze Energie für eine schwierige Situation in der Familie oder man hat langfristige Pläne und ist bereit, dafür eine gewisse Zeit lang mit seiner Unzufriedenheit umzugehen – sich die Dinge ein wenig schöner zu reden, als sie sind oder seine Ansprüche im Job vorübergehend runterzuschrauben.

Wir sollten jedoch darauf achten, dass wir uns nicht zu lange verbiegen. Es ist gesünder, sich aktiv auf ein Chefgespräch vorzubereiten oder nach passenden Stellenanzeigen für einen neuen Job zu suchen. Für beides, die Jobsuche und das Gespräch mit dem Chef, gibt es Best Practices Methoden die wir lernen und nutzen können, um entweder unsere Arbeitsbedingungen im aktuellen Job zu verbessern oder einen zu unseren Wünschen besser passenden Job zu finden.

Tipp: Zufriedenheit ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Es ist unmöglich, alle seine Bedürfnisse und Erwartungen jederzeit gleichermaßen zu befriedigen. Selbst wenn wir unsere Bedürfnisse befriedigen können, bleibt Zufriedenheit häufig aus, weil unsere Erwartungen größer sind als das, was wir realisieren können. In einer Welt der Tausend Möglichkeiten ist es gar nicht so leicht, auf das zu schauen, was wir haben, und nicht auf das, was uns (scheinbar) fehlt. Versuchen Sie es trotzdem einmal und notieren Sie gleich einige Dinge, für die Sie heute dankbar sind. Manchmal darf man sich erlauben mit dem zufrieden zu sein, was man hat.

Fazit

Wir fühlen uns zufrieden, wenn unsere Ansprüche an die Arbeit und die Job-Realität zusammenpassen. Dabei ist Zufriedenheit ein flüchtiger Zustand, weil sich sowohl persönliche Ansprüche als auch die Arbeitssituation im Laufe der Zeit verändern. Unzufriedenheit ist nicht per se schlecht, weil sie die Triebfeder für Veränderung und Entwicklung sein kann. Realitätscheck: Worüber reden wir eigentlich, wenn wir sagen, dass wir unzufrieden sind? Um etwas zu verändern, müssen wir wissen, was wir verändern wollen, um dann zu prüfen, ob wir es verändern können. Dazu ist es hilfreich, die harten Fakten (z.B. Gehalt) von den weichen Faktoren (z.B. Anerkennung) zu unterscheiden und dann zu prüfen, welcher Weg in unserer aktuellen Lebenssituation der Beste ist: Mit dem Chef reden, einen neuen Job suchen, sich die Dinge ein wenig schöner reden, als sie sind oder die eigenen Ansprüche senken.

Autoreninformation

Der Diplom-Psychologe Hans-Georg Willmann ist zertifizierter Coach (Berufsverband Deutscher Psychologen) und Mitglied der DGfK. Er berät Menschen in beruflichen Veränderungssituationen und Krisen weltweit, schreibt Bücher und lebt und arbeitet seit 2016 in Australien.

So gelingt der berufliche Neuanfang

Von Hans-Georg Willmann

Ob Unzufriedenheit im Job, gesundheitliche Gründe oder der brennende Wunsch, beruflich endlich das zu machen, was man schon immer machen wollte – Studien zufolge denken mehr als 50 Prozent aller Arbeitnehmer aktiv über einen Jobwechsel 2023 nach. Und die Zeit dafür ist gut: Die Wirtschaft sucht aktuell so viele neue Mitarbeitende wie nie zuvor. Damit der berufliche Neuanfang gelingt, sollte er dennoch wohlüberlegt sein. Vier Dinge können Sie dabei beachten.

(1) Nehmen Sie sich Zeit

Eine berufliche Veränderung ist ein Prozess, den man nicht ’übers Knie brechen‘ kann. Wenn man mitten im Berufsleben steht und Familie hat, dauert das schnell mehrere Monate. Mit guter Planung minimieren Sie die Zeitdauer dafür, die Anstrengung dabei und die Risiken, die damit verbunden sind. Analysieren Sie zuerst, was genau sich ändern soll. Wollen Sie Ihren Job wechseln oder beruflich in eine ganz neue Richtung gehen? Setzen Sie sich ein klares Ziel und besprechen Sie Ihre Pläne auch mit der Familie und mit Freunden. Eine so weitreichende Entscheidung trifft man besser, wenn man sie nicht allein trifft. Vielleicht lohnt sich auch eine professionelle Beratung bei einem Karrierecoach. Eine objektive Einschätzung von außen zeigt oft neue Chancen und Perspektiven auf. Sobald Sie wissen, wohin Sie beruflich gehen wollen können Sie sich ein klares Ziel setzen und einen konkreten Plan machen, was Sie genau tun müssen, um Ihr Ziel zu erreichen.

(2) Informieren Sie sich über Ihre Möglichkeiten

Recherchieren Sie, inwieweit sich Ihre Vorstellungen auch tatsächlich umsetzen lassen. Wie sieht der Arbeitsmarkt aus? Gibt es in dem Berufs- und Tätigkeitsfeld, in dem Sie arbeiten wollen, genügend offene Stellen? Laut statistischen Erhebungen sucht die Wirtschaft aktuell so viele neue Mitarbeitende wie nie zuvor – trotz Pandemiefolgen und Energiekrise aufgrund des Ukrainekriegs. Besonders in den Bereichen Verkehr und Logistik, Verkauf, Medizin und Gesundheit, Handwerk, Metall- und Elektroindustrie, Pflege und in Erziehung werden händeringend Fachkräfte gesucht. Die Zeit für einen beruflichen Neuanfang ist also gut.

(3) Prüfen Sie Ihre Voraussetzungen

Auch wenn der Wunsch groß ist, den Job schnell zu wechseln oder beruflich noch einmal in eine ganz neue Richtung zu gehen, sollten Sie sorgfältig prüfen, welche Voraussetzungen Sie dafür mitbringen. Sind Sie fit für den Arbeitsmarkt? Haben Sie die notwendigen Qualifikationen, Fähigkeiten und Kenntnisse? Vielleicht müssen Sie sich zunächst erst nebenberuflich fortbilden oder gar eine ganz neue Ausbildung absolvieren, um Ihr Ziel zu verwirklichen. Planen Sie die zeitlichen und finanziellen Ressourcen dafür ein. Und wie sieht es mit der Jobsituation an Ihrem Wohnort aus? Wenn Sie zum Beispiel nicht umziehen können, weil Ihre Eltern schon alt sind und langsam pflegebedürftig werden oder weil Ihre Kinder in derselben Schule bleiben sollen, muss es vor Ort Stellen geben.

(4) Werden Sie aktiv

Gehen Sie Ihr berufliches Veränderungsvorhaben aktiv und systematisch, geplant und konsequent an. Was werden Sie wie und bis wann konkret tun, um Etappenziele und Ihr großes Ziel zu erreichen? Stellensuche in Jobbörsen, Bewerbungsunterlagen aussagekräftig erstellen, LinkedIn- und/oder XING-Profil auf den neuesten Stand bringen, auf Vorstellungsgespräche vorbereiten, fehlende Qualifikationen aneignen, eigene Kündigung vorbereiten, etc. Legen Sie einen Zeitplan fest, wann Sie die einzelnen Punkte angehen. Dadurch steigen Ihre Aussichten auf Erfolg. Und beachten Sie: Auch wenn Jobwechsel und berufliche Neuanfänge keine Seltenheit mehr sind und von Arbeitgebern mittlerweile akzeptiert werden, Personaler ticken anders und sind von Natur aus kritisch. Im Job-Interview wird genau hinterfragt werden, warum Sie sich verändern wollen. Als Grund anzugeben, dass Sie unzufrieden mit dem Chef sind oder zu wenig Gehalt bekommen wäre keine gute Idee. Punkten Sie im Gespräch mit einer überzeugenden Hin-zu-Motivation.

Fazit

Ein beruflicher Neuanfang, egal ob Jobwechsel oder Richtungswechsel, ist kein Selbstläufer. Sie müssen aktiv werden. Zeit, Energie und vielleicht auch Geld investieren. Mit eigenen Zweifeln, Unsicherheit und Vorbehalten umgehen. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Setzen Sie sich ein klares Ziel. Nehmen Sie sich Zeit für die nötige Vorbereitung. Machen Sie einen konkreten Plan. Und werden Sie aktiv. Wenn unterwegs Fragen oder Hindernisse auf Ihrem Weg auftauchen, dann scheuen Sie sich nicht davor, professionellen Rat einzuholen. Viel Erfolg für Ihren beruflichen Neuanfang 2023. 

Autoreninformation

Der Diplom-Psychologe Hans-Georg Willmann ist zertifizierter Coach (Berufsverband Deutscher Psychologen) und Mitglied der DGfK. Er berät Menschen in beruflichen Veränderungssituationen und Krisen weltweit, schreibt Bücher und lebt und arbeitet seit 2016 in Australien.