Künstliche Intelligenz (KI) ist überall – oder doch noch nicht?
Von Viola Kraus
In der modernen Arbeitswelt gewinnen KI-Tools zunehmend an Bedeutung, da sie Prozesse automatisieren, Daten analysieren und Entscheidungsfindungen unterstützen. Der Einsatz solcher Tools erfordert spezifische Kompetenzen, um ihre volle Leistungsfähigkeit zu nutzen.¹
Wie fing alles an? …eine kleiner Exkurs
Der Begriff der KI datiert zurück in die 50er und unsere heutigen Chatbots haben wir der Entwicklung von Eliza (Wikipedia) (1966)
– einem ersten Chatbot – zu verdanken. Aber wann sprechen wir von KI? Wenn eine Maschine dem Menschen ähnliche kognitive Arbeiten erledigen kann, dann sprechen wir von KI. Spätestens als Deep Blue (IBM entwickelte Maschine) den Schachweltmeister G.Kasparov im Spiel besiegte, wurde dies Fähigkeit gezeigt. Gegenwärtig erfährt die generative KI (GenAI) einen wahren Boom, also eine KI, die nicht nur ausführt, sondern Inhalte entwickelt oder weiterentwickelt, wie zum Beispiel ChatGPT (uvm.). Jeglicher Rohstoff für die KI sind Daten und Rechenleistung. Das Rennen um Daten, Rechenleistung und um die best-entwickeltesten KI/GenKI Tools hat vor Jahren begonnen. China und die USA sind ganz vorne mit dabei, spätestens mit dem deutschen Unternehmen Aleph Alpha zeigt Deutschland, wo es mitspielen möchte & könnte.
Was bedeutet das für unsere Arbeitsweise, Prozesse und für unsere persönliche Weiter – & Karriereentwicklung?
In der Arbeitswelt können wir uns heute und auch in Zukunft auf KI Assistenz verlassen, wenn wir es annehmen. Derzeit werden weltweit in ca. 42% von Großunternehmen (<1000 Mitarbeiter:innen) KI Tools in Arbeitsprozesse eingesetzt, Tendenz steigend. Während Deutschland erst bei ca. 30% KI Tool–Einsatz ist, liegen Indien und die VAE mit ca. 55% ganz vorne.²
Wir können schon heute unsere tagtäglichen Arbeitsprozesse beschleunigen oder sogar verbessern, wenn wir wissen, mit welchen KI Tools wir wie arbeiten können (hier einige Beispiele natürlich gibt es noch viel mehr).
- Präsentationen können wir mit Beautiful.ai schnell zum visuellen Highlight entwickeln
- Recherche kann mit zusammenfassenden Tools wie Glarity beschleunigt werden
- Perplexity.ai (mit Quellenangaben) und ChatGPT können erste Vorschläge zu Reports machen und insg. die Recherche unterstützen – übrigens auch Emails vorschreiben
- HeyGen produziert unser nächstes Marketing Video und Training Videos brauchen nicht mehr Wochen bis zur Fertigstellung, sondern wenige Stunden/Tage mit Synthesys.io
- Recruiting und Training wird mit Retorio (Münchner Start-up) erleichtert
- Und mit Read.ai kann das nächste Meeting Memo zielgerichtet Zusammenfassungen generieren
Sollten all diese Tools bei unserer Arbeit nicht installierbar sein, dann sind jedoch schon die gängigsten einfachen KI Tools innerhalb von MS365 eine kleine Prozessoptimierung z.B. Transcribing Funktion (inkl. Übersetzung in unzählige Sprachen) während einer MS Teams Besprechung, die Sprachassistenz im Outlook: Emails schreiben – diktieren- und vorlesen lassen oder ganze Texte übersetzen lassen. Führende moderne Unternehmen haben unlängst ihre eigenen Versionen von ChatGPT und Co. (also firmenspezifische LLMs – „Large Language Models“ – die technische Basis für Werkzeuge wie ChatGPT).
Für unseren eigene Karriereentwicklung kann es durchaus von Bedeutung sein, uns mit diesen Werkzeugen im Arbeitsalltag zu beschäftigen. Auf der einen Seite können wir uns mit ChatGPT Vorschläge für unsere Bewerbungsunterlagen z.B. einem Anschreiben geben lassen, wenn wir das System mit genug Daten über uns füttern. Dabei ist es unabdingbar, dass wir den Text selbst nochmals überarbeiten. D.h. nicht nur auf die Richtigkeit überprüfen, sondern auch unsere „persönlichen Note“ mit einbringen, so dass es uns gut und richtig repräsentiert. Auf der anderen Seite können wir unsere eigene Entwicklung auf der Karriereleiter vorantreiben, wenn wir die eigenen Arbeitsabläufe KI gestützt schneller durchführen können (z.B. automatisierte Besprechungszusammenfassungen, wenn es datenschutzrechtlich erlaubt ist) oder genauer Datenanalyse betreiben. Damit zeigen wir, dass wir mit der technologischen Entwicklung am Ball bleiben und ressourcenschonend arbeiten können. Des Weiteren können wir dadurch ggf. auch unseren Kollegen und Kolleginnen unterstützen und insg. der Organisation einen weiteren Mehrwert bieten.
Welche Kompetenzen werden von uns erwartet? Was fördert unsere „Employability“ (Beschäftigungsfähigkeit)?
Das Wissen um die Tools und deren Umgang sind wichtig. Derzeit noch ein Wettbewerbsvorteil, wird dieses Wissen und Anwendbarkeit innerhalb der nächsten Monate immer wichtiger, um im Arbeitsmarkt ganz vorne mitzuspielen. Als aktives Mitglied im Arbeitsmarkt müssen wir das Potenzial dieser Technik nicht nur kennen, sondern auch einordnen und ausnutzen können. Die Entwicklung unserer Kompetenzen erstreckt sich auf mindestens zwei Ebenen: Psychologisch kognitiv/interpersonell
+ Hard Skills/Technik. Ersteres beinhaltet einen Mindset des stetigen Lernens und der Flexibilität: was heute noch innovativ erscheint kann morgen von einer weiteren Technologie schon überholt sein; regelmäßiges Lernen neuer Tools sollte im Arbeitskalender wöchentlich oder monatlich einen Platz haben, im Anschluss eigene Arbeitsweisen hinterfragen. Des Weiteren sollten wir uns überlegen, wie wir gemeinsam mit KI kreative Lösungen entwickeln können. Komplexe Ergebnisse, große Datenmengen und Erkenntnisse aus KI Analysen sollten wir verstehen und auch ganz wichtig verständlich ins Team kommunizieren können. Auf der technischen Seite ist es sicherlich nicht verkehrt sich ein Basiswissen über KI–Algorithmen, Programmieren und Datenanalyse anzueignen (z.B. über Coursera). Damit auch der Umgang mit GenKI Werkzeugen zielführend gelingt, sollte man „Prompting“ verstehen: quasi der Befehl, welchen man gibt, (schreibt oder spricht) wenn man beispielsweise ChatGPT etwas erstellen lässt.
Zusammenfassend lassen sich folgende Kompetenzen, als die „Top 10 Skills“ der modernen Arbeitswelt beschreiben³:
- Digital kommunizieren
- Kommunikation – Empathie und emotionale Intelligenz
- Kreativität und Innovation – dem Algorithmus einen Schritt voraus sein
- Flexibel bleiben – Anpassungsfähigkeit
- Keine Angst vor Digitalen Tools – einsetzen und wissen wie
- Daten einsetzen – den Wert erkennen und Analyse betreiben
- KI als Partner sehen
- Cybersecurity verstehen – auf was kommt es an
- Remote und virtuelles Arbeiten
- Gesundheit – gesunde Arbeitsweisen entwickeln
Abgesehen von unserer eigenen (Karriere-) Entwicklung können wir uns daran beteiligen, dass wir als Gesellschaft alle von dem Technologie–Wissen profitieren. Geben Sie ihr Wissen weiter: an Bekannte, Freunde, Familie, Ihren Kindern, Kunden und Kolleg:innen ⁴
Viel Spaß beim Weiterbilden und Lernen neuer Arbeitsweisen für Ihren individuellen Karriereweg.
Autoreninformation
Viola K. Kraus, DGfK Mitglied seit 2015, Karriereberaterin (Schwerpunkt: Young Professionals) und Organisationsentwicklerin (Schwerpunkt: „Future of Work“ – moderne Arbeitswelten)
Quellenangaben
1) Perplexity.ai – am 5.3.2024 verwendet + https://deepkomma.de/ – am 8.4.2024
2) IBM Global AI Adoption Index 2023, https://www.multivu.com/players/English/9240059-ibm-2023-global-ai-adoption-index-report/)
3) online, 6.12.23 – https://www.cio.de/a/10-skills-fuer-die-arbeitswelt-von-morgen,3615492
4) https://www.technologyreview.com/2023/09/05/1079009/you-need-to-talk-to-your-kid-about-ai-here-are-6-things-you-should-say/
Liste gängiger GenKI Werkzeuge:
ChatGPT, Perplexity.ai, Beautiful.ai, Jasper AI, Github Copilot ….und viele mehr.
Quellen zum Ein- und Weiterlesen/Schauen:
Einführungsvideos zum Thema KI und GenKI: https://ki-campus.org/publications
Wissenswertes von führenden Bildungseinrichtungen (DE): https://www.ai-news.lmu.de/
Anwendungsbeispiele mit Microsoft: https://learn.microsoft.com/de-de/training/paths/transform-your-business-with-microsoft-ai/