a

Macht eine Promotion heute noch Sinn?

Von Doris Brenner und Melanie Schumacher

Viele junge Hochschulabsolventen stehen vor der Frage, ob Sie nach ihrem Masterabschluss ihren Weg in der akademische Welt beenden oder mit einer Promotion weiterführen sollen. Folgt man den Ergebnissen des aktuellen Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs (BuWiK) 2025 so zeigt sich, dass eine Promotion sich nach wie vor lohnt.

Eine Promotion lohnt sich

Promovierte Fachkräfte sind am Arbeitsmarkt mit einer Arbeitslosenquote von unter 2 % nahezu voll beschäftigt. Auch belegt der Bericht, dass promovierte Fachkräfte signifikant häufiger Führungspositionen einnehmen als nicht-promovierte Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Zehn Jahre nach der Promotion sind 40 % der Promovierten in einer Leitungsposition tätig, im Vergleich zu 25 % der Bachelor- und Masterabsolventinnen. Also durchaus ein Argument für eine Promotion, auch wenn danach eine Karriere außerhalb der Wissenschaftswelt geplant wird. 

Promotion als Start in die wissenschaftliche Karriere

Für all diejenigen, die eine universitäre Laufbahn anstreben, ist eine Promotion in der Regel zwingende Voraussetzung. Hier stellt sich dann die Frage, ob nach der Promotion die akademische Karriere letztendlich mit dem Ziel einer Professur fortgesetzt werden soll.  

Zwar bleibt die hohe Befristungsquote im akademischen Mittelbau ein Problem. So sind 90 % des wissenschaftlichen Personals unter 45 Jahren weiterhin befristet beschäftigt. Besonders drastisch ist die Lage bei den unter 35-Jährigen: Hier liegt die Befristungsquote bei 98 %. Doch Initiativen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und zur Chancengleichheit zeigen erste Erfolge. So hat sich die Zahl der sogenannten Tenure-Track-Professuren in den letzten Jahren verdoppelt. Dieses Modell bietet jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine planbare Karriereperspektive: Wer sich in einer befristeten Phase bewährt, erhält eine unbefristete Professur.

Auch wenn die Vertragslaufzeiten und der Frauenanteil in frühen Karrierephasen steigen, bleibt doch der Weg zur Professur für viele steinig und unsicher. Befristungen erschweren planbare Karrieren und treiben Talente aus der Wissenschaft.

Soll ich promovieren? Fragen, die Sie sich im Vorfeld stellen sollten

Bevor Sie sich für eine Promotion entscheiden, sollten Sie sich im Vorfeld auch Gedanken über verschiedene Aspekte machen. Hier ein paar Anregungen:

Hinterfragen Sie Ihre Motivation: Was steckt hinter dem Wunsch nach einer Promotion – ist es das Interesse an wissenschaftlicher Arbeit und Forschung oder erhoffen Sie sich vom Doktortitel einen Karriereschub? Ist es wirklich Ihre tiefe, innere Motivation oder rührt der Wunsch nach einer Promotion aus Wünschen, die von außen an Sie herangetragen werden?

Was sind Ihre beruflichen Ziele? Streben Sie eine Laufbahn in der Wissenschaft bzw. in der Forschung/Entwicklung an oder eine Karriere in der Verwaltung oder in der Wirtschaft? – Informieren Sie sich im Vorfeld, gerade wenn Sie nicht forschungsnah arbeiten möchten, ob im angestrebten Bereich eine Promotion eventuell sogar als überqualifiziert angesehen werden könnte.

Passt Ihre Persönlichkeit zum Promotionsvorhaben? – Eine Promotion dauert in der Regel drei bis fünf Jahre und erfordert viel Eigenmotivation, Durchhaltevermögen und Disziplin. Haben Sie diese Eigenschaften in Ihrem bisherigen Lebenslauf unter Beweis gestellt bzw. sind Sie bereit, dies über einen längeren Zeitraum (erneut) zu zeigen? Außerdem sollten Sie sich fragen, wie Sie mit Kritik und Frustration umgehen können. Denn Rückschläge gehören zur Promotion dazu. Überlegen Sie sich also Strategien für einen konstruktiven Umgang damit.

Kompetenzen: Wissenschaftliches Arbeiten erfordert spezielle Kompetenzen. Haben Sie die nötigen Fachkompetenzen, um das Promotionsthema zügig bearbeiten zu können oder müssen Sie sich zunächst noch umfangreich fachlich einarbeiten? Verfügen Sie über die erforderlichen methodischen Kompetenzen wie analytisches Denken, Problemlösen, Themen in der Tiefe bearbeiten oder auch wissenschaftliches Schreiben und Präsentieren? Schließlich werden auch soziale Kompetenzen in der Promotionszeit gefordert. So benötigen Doktoranden, die in Projekten arbeiten, die Fähigkeit zur Teamarbeit und insbesondere, wenn Sie eine wissenschaftliche Karriere anstreben, sollten Sie sich schon früh im Netzwerken üben.

Finanzielles: Wie sieht Ihre finanzielle Situation aus? Reicht die Vergütung der oftmals in Teilzeit vergebenen Promotionsstellen aus? Erhalten Sie ein (ausreichend dotiertes) Stipendium? Denken Sie auch daran, dass Promotionsvorhaben mitunter länger dauern – ist auch dann Ihre Finanzierung gesichert?

Rahmenbedingungen: Erfordert die Promotion Flexibilität mit Arbeiten bzw. Reisen ins Ausland und lässt sich dies mit Ihrem persönlichen Umfeld vereinbaren? Wie sieht die Betreuungssituation aus? Erhalten Sie Unterstützung von Betreuern, gibt es beispielsweise regelmäßige Kolloquien, in denen man sich in der Gruppe austauscht und unterstützt?

Eine Promotion ist bereichernd und auch herausfordernd. Je intensiver Sie die hier (nicht erschöpfend) genannten Aspekte durchdenken, umso mehr können Sie eine kluge Entscheidung hinsichtlich eines Promotionsvorhabens treffen.

Fazit: Eine Promotion eröffnet vielfältige Möglichkeiten – sei es innerhalb der Wissenschaft oder darüber hinaus. Doch sie ist kein Selbstläufer. Wer promovieren möchte, sollte sowohl die persönlichen Voraussetzungen als auch die strukturellen Gegebenheiten sorgfältig prüfen. Je gründlicher Sie Ihre Entscheidung vorbereiten, desto besser können Sie den für sich passenden Weg wählen – gegebenenfalls auch mit Unterstützung durch professionelle Karriereberatung.

Autoreninformation

Doris Brenner ist Wirtschaftswissenschaftlerin mit langjähriger Erfahrung in Fach- und Führungspositionen in der Industrie. Als Karriereberaterin und systemischer Coach hat sie u.a. zahlreiche (Nachwuchs)-Wissenschaftler in Karriereentscheidungen unterstützt und begleitet. Doris Brenner ist Initiatorin und Gründungsvorstand der DGfK Deutsche Gesellschaft für Karriereberatung e.V.

Melanie Schumacher ist Diplom-Kauffrau, systemischer Coach, Karriereberaterin und ZRM-Coach. Sie hat sich mit ihrem Beratungsunternehmen Karriere&Perspektiven auf berufliche Neuorientierung spezialisiert und begleitet u.a. (Nachwuchs-)Wissenschaftler auf ihrem Weg „raus aus der Wissenschaft“. Seit 2017 ist sie Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung e.V. und seit 2022 als stellvertretende Vorständin aktiv.

Jobkrise? Warum Ihr nächster Karriereschritt in einem Bild stecken könnte

Von Melanie Schumacher

Sie fühlen sich zunehmend gestresst im Job? Sie haben bereits viele Gespräche geführt, unterschiedliche Ratschläge gehört und verschiedene Lösungswege durchdacht – doch nichts hat wirklich etwas verändert? Vielleicht haben Sie sogar schon mit dem Gedanken gespielt, Ihren Job zu kündigen, obwohl Ihr Arbeitsplatz grundsätzlich attraktiv ist. Bevor Sie diesen Schritt gehen, sollten Sie eine alternative Herangehensweise in Betracht ziehen: die Arbeit mit Bildern. Lesen Sie dazu hier einen Fallbericht.

Coachingfall: Klient S. auf der Suche nach beruflicher Klarheit

Mein Klient S. hatte eine Teamleitungsposition bei einem renommierten Unternehmen – eigentlich seine Traumstelle. Doch seit einigen Monaten fühlte er sich zunehmend unwohl und gestresst. Seine Unzufriedenheit wuchs so stark, dass er nicht nur seine aktuelle Position, sondern sogar seine gesamte Berufswahl infrage stellte.

An diesem Punkt kontaktierte mich S. mit dem Wunsch nach einer Standortbestimmung. Er suchte Klarheit über die Ursachen seiner beruflichen Unzufriedenheit sowie Impulse für mögliche Lösungsstrategien.

Zu Beginn interessierte mich vor allem seine eigene Sicht auf die Situation und seine Erklärungsansätze. Schnell wurde deutlich, dass er häufig Verantwortung übernahm, dabei jedoch regelmäßig seine eigenen Grenzen vernachlässigte. Wir erarbeiteten verschiedene Ansätze zur Selbstfürsorge. Vieles hatte er bereits ausprobiert – mit mäßigem Erfolg. Eine klare Lösung schien zunächst nicht in Sicht.

An diesem Punkt schlug ich ihm ein Experiment vor: die Arbeit mit Bildern.

Die wissenschaftliche Grundlage: Warum arbeiten wir im Coaching mit Bildern?

Die kognitive Psychologie unterscheidet zwei grundlegende Systeme der Informationsverarbeitung: das explizite, bewusste Denken (Verstand) und das implizite, unbewusste Erfahrungswissen. Während der Verstand strukturiert, analytisch und sprachlich operiert, verarbeitet das Unbewusste Informationen auf einer intuitiven und emotionalen Ebene. Evolutionsbiologisch betrachtet ist das Unbewusste älter als der rationale Verstand und beeinflusst unser Handeln maßgeblich durch automatisierte Reaktionsmuster.

Da sich viele unserer Handlungsimpulse aus diesem unbewussten Erfahrungsschatz speisen, ist es essenziell, diesen Bereich in den Lösungsprozess einzubeziehen. Die Arbeit mit Bildern stellt eine effektive Möglichkeit dar, unbewusste Ressourcen zu aktivieren und neue Handlungsperspektiven zu erschließen. So können emotionale und gedankliche Prozesse tiefgehender angesprochen werden als durch rein sprachbasierte Interventionen. Dies erlaubt neue Impulse bei einer Vielzahl von Fragestellungen.

Motivierende Selbstfürsorge mit dem Wellenreiter

Mein Klient wählte spontan das Bild eines Wellenreiters für sein Thema: „Wie kann ich gut für mich sorgen?“ Sofort tauchten Erinnerungen an eine längere Auszeit in Neuseeland auf, die er zwischen zwei Jobs verbracht hatte. Als ich ihn bat, davon zu erzählen, lächelte er und schilderte begeistert das Wellenreiten, die Bewegung in der Natur und das Gefühl grenzenloser Freiheit. Dabei wurde ihm bewusst, wie sehr ihm diese Zeit in der freien Natur fehlte.

Gemeinsam entwickelten wir einen Plan, um seine Arbeitszeit zu reduzieren. Mit dem Bild des Wellenreiters vor Augen spürte er Zuversicht – er erkannte, dass sein Job ihm genau die Freiheit ermöglichen kann, die er damit verbindet. Sein Arbeitgeber stand einer Reduzierung der Arbeitszeit offen gegenüber, und auch finanziell blieb ihm genug Spielraum, um regelmäßig Zeit in der Natur zu verbringen.

Fazit: Mit Bildern neue berufliche Klarheit finden

Die Fallstudie zeigt, dass sich festgefahrene berufliche Situationen nicht immer allein durch logische Analyse lösen lassen. Vielmehr kann die gezielte Integration bildhafter Elemente neue Impulse freisetzen und einen tieferen Zugang zu individuellen Bedürfnissen eröffnen. Dadurch wird das Unbewusste angesprochen und ungenutzte Ressourcen können aktiviert werden.

Für alle, die trotz intensiver Reflexion keine zufriedenstellende Lösung finden, kann dieser Ansatz eine wertvolle Ergänzung sein. Fühlen Sie sich in Ihrer beruflichen Situation festgefahren? Dann könnte die Arbeit mit Bildern auch für Sie eine effektive Methode sein, um neue Perspektiven zu gewinnen und nachhaltige Veränderungen einzuleiten. Vielleicht wartet Ihre persönliche Erkenntnis in einem Bild auf Sie.

Hinweis: Die hier geschilderte Arbeit mit Bildern orientiert sich am Vorgehen des Zürcher Ressourcen Modells (ZRM®) nach Maja Storch.

Autoreninformation

Melanie Schumacher ist Diplom-Kauffrau, systemischer Coach, Karriereberaterin und ZRM®-Coach. Sie hat sich mit ihrem Beratungsunternehmen Karriere&Perspektiven auf berufliche Neuorientierung von erfahrenen Fach- und Führungskräften spezialisiert. Seit 2017 ist sie Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung e.V. und seit 2022 als stellvertretende Vorständin aktiv.